Nach etwas über 30 Stunden habe ich das bei uns lang erwartete Final Fantasy Type-0 durch gespielt. Viele offensichtliche positive und negative Punkte habe ich bereits nach ein paar Stunden hier schriftlich festgehalten und möchte, nachdem ich die Geschichte als ganzes erlebt habe, nur noch ein paar Worte zu den Charakteren, der Story und dem Spieldesign an sich sagen.
Eine Geschichte von Krieg, Leid, Klischees und unglaubwürdigen Begebenheiten
Was Type-0 in meinen Augen vor der Veröffentlichung vor allem interessant gemacht hat war die Geschichte die während eines Krieges spielt und der dadurch bedingte ernstere Ton. Und während ich das Spiel für dieses Konzept lobe, so missfällt mir doch die Umsetzung in mehreren Punkten. Da wäre zum einen dass der Konflikt zwischen den vier beteiligten Fraktionen, so wie er in den Kapitel eins bis sieben porträtiert wird, absolut unglaubwürdig ist. Vor allem in und ab Kapitel vier passiert so viel was schlicht keinen Sinn ergibt, dass ich die Handlung ab da nur noch habe über mich ergehen lassen. Was das Zeug zu einer epischen Geschichte über den Verlauf eines schrecklichen Krieges mit vielen unvorhersehbaren Wendungen hatte stellt sich heraus als ein hin und her von einem nicht nachvollziehbaren Geschehnis nach dem anderen. Ob Charaktere leben, sterben oder sogar wieder auftauchen erscheint auch absolut willkürlich, vermutlich in der Absicht den Spieler zu überraschen, was ebenfalls auf die Kosten der Glaubwürdigkeit geht.
Der andere Punkt ist dass diese ganze Kriegsgeschichte mit Kapitel acht sowieso irrelevant wird und man sich in den Bereich des Wirren gibt und die Twists noch einmal eine Nummer zulegen. Da ist einem dann auch egal was aus den Charakteren wird – wenn man denn überhaupt etwas für sie empfunden hätte, siehe nächster Abschnitt.
Vierzehn Hauptcharaktere, alle mit den gleichen eindimensionalen Charakterstereotypen
Auch wenn es wie oben beschrieben nicht wirklich gelingt, so ist der Ton von Type-0 doch ein ernsterer. Es herrscht Krieg, Menschen sterben, verlieren ihr Zuhause oder werden sonst irgendwie von dem Leid das über das Land zieht geplagt. In solch einer Handlung wären ausschraffierte, differenzierte und komplexe Charaktere von Nöten gewesen, die sich zu den Dingen die Geschehen Gedanken machen können, ihre verschiedene Sichtweisen beisteuern, eventuell miteinander Streiten, etc. Im Endeffekt eine interessante Perspektive geben wie sie den Krieg erleben und wie er sie und die Menschen in ihrem Umfeld und denen sie begegnen beeinflussen.
Stattdessen erhalten wir vierzehn eindimensionale Anime- bzw. Mangastereotypen. Das naive, aber gutherzige Dummchen, die coole und schlaue Klassenpräsidentin, usw. Und für diese Charakterarchetypen gibt es durchaus ihren Platz, aber nicht in einer ernsten Geschichte über einen kontinentumspannenden Krieg bei dem man auf der Seite der Verlierer steht und man als Spieler zumindest etwas Empathie für die Truppe empfinden können muss, die man von Mission zu Mission und Storysequenz zu Storysequenz geleitet.
An einer Stelle ist dann aber doch etwas Lob angebracht, das Konzept dass die Kristalle die Erinnerungen an die Verstorbenen nehmen ist zum einen kreativ und sorgt zum anderen für die interessanteren Konversationen im Spielgeschehen.
Kampfsystem: Gefangen zwischen Spaß und Mechanik
Obgleich Story und Charaktere (bis auf die japanische Sprecher, wenn man sich dafür interessiert) bei Type-0 nicht wirklich was reißen, so ist doch die generelle Meinung dass das Kampfsystem der wahre Star des Spiels ist. Und dem kann ich nur zustimmen, das Kampfsystem ist schnell, dynamisch und durch die vierzehn unterschiedlichen Charaktere und die Break- und Killsightmechanik auch abwechslungsreich. Kurzum, es macht Spaß in Type-0 zu kämpfen.
Nur legt das Spiel einem dabei unnötigerweise einige Steine in den Weg. Dies fängt an beim starken Motion Blur auch während der Kämpfe und geht weiter bis dahin dass während man Missionen erneut spielt an Speicherpunkten nicht mehr speichern kann. Auch wenig komfortabel ist dass man während der Echtzeitstrategiemissionen weder den aktiven Charakter wechseln kann, wenn man zum Beispiel plötzlich einen Fernkämpfer braucht, noch überhaupt speichern kann. Zu guter Letzt muss man alle vierzehn Charaktere einzeln Leveln, was auch ok wäre ginge es nicht so furchtbar langsam.
Hoffnungen für Type-1
Das Type-1 sowohl hübschere Grafik als auch einige modernisierte Spielmechaniken mit sich bringt, davon kann man mit Sicherheit ausgehen. Und auch über Dinge wie das Setting, den Soundtrack und all das andere was in Type-0 schon gelungen war braucht man sich wohl keine Sorgen machen. Die beiden Wünsche die ich habe sind eine anspruchsvollere Story, mit nachvollziehbaren Wendungen und einem Charakterensemble das man nicht eins zu eins in einen Comedyanime übernehmen könnte. Dann hätte Type-1 das Zeug zu etwas wahrlich großem.