Ein Absatz zu Mirai

mirai.jpgIch fand Mamoru Hosodas Filme Summer Wars, Das Mädchen dass durch die Zeit springt und Ame und Yuki großartig. Leider kann ich diese Begeisterung nicht für sein neustes Werk Mirai teilen. Der Film krankt meiner Meinung nach an drei Problemen. Das kleinste ist das überall präsente und teils unschön anzusehende CG. Richtig ablenkend ist hingegen dass Kun-chan, ein Junge von ein paar Jahren, seine Stimme von einer erwachsenen Sprecherin und nicht von einem echten Jungen erhält. Und zuletzt ist der Film inhaltlich einfach langweilig, langatmig und ziellos und funktioniert weder als Film für Kinder, Familien noch Erwachsene. Seltsam da es Hosada sonst nie Probleme hat das Thema Familie interessant aufbereitet in einen Film zu verpacken. Ich hoffe dass er mit seinem nächsten Film wieder zu alter Form zurückfindet.

Ein Absatz zu Final Fantasy VII Remake

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Interaktiv und atmosphärisch versus Cutscene und braun

Gelungene Remakes von Shadow of the Colossus über Crash hin zu Resident Evil 2 stimmen hoffnungsvoll dass Square Enix mit Final Fantasy VII das gleiche Kunststück gelingt. Doch wird der Publisher und Entwickler dessen wenige Hits in letzter Zeit zum Großteil von anderen entwickelt wurden dazu in der Lage sein? Die cineastisch und grafisch aufwendige Inszenierung im letzten Trailer stimmt positiv, aber ich habe Angst dass viele Dinge der Schere zum Opfer fallen werden: Die Atmosphäre (vergleiche Hintergründe z.B. Stadtkulisse im Trailer und Originalspiel, siehe oben), die zahlreichen aus heutiger Sicht nicht mehr politisch korrekten Einlagen und vieles mehr. Es bleibt bis mindestens zur E3 abzuwarten, aber ich fürchte Final Fantasy VII Remake wird kein Remake wie der Name es suggeriert, sondern ein seiner Seele beraubtes Reimagining. Ob es das ist was die Fans wollten?

Nintendo Switch

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Ich habe meine Vorbehalte was Nintendo angeht in Sachen Zensur, Dual-audio, etc. aber habe versucht der Switch gegenüber offen und nicht voreingenommen zu sein. Ein paar Tage nach dem Enthüllungsevent macht sich bei mir aber leider trotzdem Enttäuschung breit. 330 Euro für ein System was in seinem leistungsvolleren Modus unwesentlich besser als die Wii U ist. Dazu kommen 70€ für einen Procontroller oder 30 bis 40€ für einen Griff um die Joycons zusammen, während des Spielens und ohne sie immer abnehmen zu müssen, zu laden. Plus über 50€ für eine SD Speicherkarte oder externe Festplatte da quasi kein interner Speicher vorhanden ist. Das sind knapp 500€, ohne ein einziges Spiel, für eine Heimkonsole mit etwas besserer Wii U Grafik. Happig.

Aber, aber, werden einige jetzt denken, der Gag an der Switch ist doch dass man sie auch als portable Konsole nutzen kann. Und würde Nintendo die Switch als Wii U und 3DS Nachfolger positionieren würde ich auch zustimmen. Aber man muss sehr auf Nintendos offizielle Kommunikation achten. Immer ist die Rede davon dass der 3DS weiterhin weiter bestehen wird. Auch wurde gesagt dass dafür noch zahlreiche neue Titel erscheinen die bisher nicht mal angekündigt sind. Und, vielleicht am entscheidensten, Nintendo wird nicht müde zu betonen die Switch sei eine Heimkonsole die man „auch“ unterwegs nutzen kann, aber keine portable Konsole!

Nutzt man die Switch primär zuhause zahlt man sehr viel Geld für eine Wii U Pro. Will man sie hauptsächlich unterwegs nutzen zahlt man das Dock mit und bekommt (Spekulation) viele dieser neuen 3DS-Titel die noch erscheinen nicht dafür. Oder es erscheint gleich ein 4DS. Möchte man allerdings tatsächlich unterwegs und zuhause spielen bietet die Switch einen echten Mehrwert.

Nicht alles ist schlecht: Interessantes Konzept, kein region-lock mehr, hervorragende Nintendo First-party Titel und endlich die Möglichkeit Nintendospiele unterwegs in einer akzeptablen Qualität zu spielen. Doch ist das in der Summe genug bei all dem was dagegen spricht den Switch zu tun?

Für mich, selbst wenn die Zensur- und Dual-Audiofrage geklärt wäre, vor einem deutlichen Preisverfall nicht.

Kurzfazit The Last Guardian

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Ich wollte The Last Guardian lieben wie Ico und Shadow of the Colossus, aber irgendwie wollte der Funke dann doch nicht recht überspringen. Zum einen ist da die schreckliche Kamera, die träge Steuerung und die ruckelige Performance. Wenn man ein ums andere mal deswegen in den Tod springt ist das irgendwann einfach frustrierend. Was das Spiel an sich angeht war Trico in jeder Hinsicht natürlich das Highlight und auch das Setting in einem Krater voller riesiger Turmruinen ist kreativ und cool. Wär das eigentliche Gameplay doch auch nur von dem Kaliber. Häufig lässt man Trico springen und ist selber vollkommen passiv oder man läuft lange, triste Wege um irgendwo einen Schalter zu betätigen den man sofort sieht oder man weiß erst mal gar nicht weiter weil mitunter nicht klar ist was das Spiel von einem will. Wenn einem das dann so wie mir mehrfach am Ende des Spiels passiert dann ist jede emotionale Reaktion zu dem was passiert dahin. Für mich das schwächste Spiel von Fumito Ueda. Wertung: knappe 7/10

Ein paar kurze Gedanken zu Hibike! Euphonium 2

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Hibike! Euphonium 2 ist mein Anime des Jahres 2016 und ich möchte noch zwei, drei kurze Gedanken dazu loswerden. Zunächst einmal gibt es viele Fans die ihre Ships hatten, sich mehr oder weniger Yuri gewünscht haben, etc. aber mir war das alles recht egal. Ich fand die Charaktere alle so sympathisch und glaubhaft dass ich sehen wollte wie sie sich entscheiden würden. Ob Kumiko anfängt sich in Reina zu verlieben, nach Shuuichis unbeholfenen Avancen beginnt Gefühle für ihn zu entwickeln oder mit allen nur befreundet bleibt und erst mal überhaupt kein Interesse an der Liebe hat – mir einerlei solange es sich nur glaubhaft aus den Umständen und Charakteren ergibt. Und ich fand das ist der Serie gut gelungen. Kumikos Priorität lag auf der Musik, der Beziehung zu ihrer Schwester und ihren Freunden und erst mal nicht in romantischen Eskapaden.

Großartig gelungen ist in der zweiten Staffel auch die Entwicklung von Asuka als Charakter. War sie in der ersten Staffel noch ein perfektes, unnahbares Wesen so hatte ich Angst dass der abzusehende Handlungsstrang der sie betrifft sie als Charakter demontiert und unsympathisch macht. Das Gegenteil war der Fall! Es ist bewundernswert gelungen Asuka menschlicher und verletzbar darzustellen, an ihrer zynisch-perfektionistischen Maske kratzend, und sie in meinen Augen von einem Nebencharakter ohne viel Tiefgang in eine plastische, glaubwürdige Person, für die man eine tiefe Empathie entwickelt, zu verwandeln.

Handwerklich spielt Hibike! Euphonium 2 ebenfalls in einer eigenen Liga. Und das ist erfreulicherweise nicht nur die Animation und deren Qualität und Detailreichtum, sondern zieht sich durch alle Aspekte wie Handlung, Regie, Schnitt und selbst Nachberarbeitungseffekte. Aber zwei Punkte die ich besonders hervorheben möchte sind zum einen der Soundtrack, welcher nicht nur sehr gut ist sondern unsagbar hilft Atmosphäre aufzubauen, und zum anderen die Performance von Tomoyo Kurasawa, Kumikos Seiyuu, die schlicht unglaublich ist. Momente wie die beiden Gefühlsausbrüche gegenüber Asuka am Ende der Serie waren so gut dass es mir die Sprache verschlagen hat – und nicht nur mir, Kumiko ist ebenfalls wortwörtlich die Stimme weggebrochen. Was für eine Leistung und was für eine Bereicherung für diese Szenen und die Serie als ganzes, die das rundeste Gesamtpaket abgeliefert haben könnte was ich je gesehen habe.

„Unglaublich“, „die Sprache verschlagen“, „eigene Liga“, etc. – Viel Lob das inflationär, übertrieben wirken kann. Aber ich halte mich persönlich für sehr anspruchsvoll und kritisch, bisweilen vielleicht sogar etwas spitzfindig, aber wenn ich etwas an Hibike! Euphonium 2 kritisieren kann, dann nur die mittelmäßige elfte Folge und dass die letzte Konzertperformance ausgelassen wurde, aber das war auch schon alles. Meine Lieblingsserie diese Season, dieses Jahr und zu sagen dass ich sie nur vermissen würde wäre eine Untertreibung.